Page 50 - Katalog Stadtbad 1121
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Victoria Zidaru arbeitet mit ihrem Mann Marian seit vielen Jahren
                              am Rand von Bukarest in einem Atelier, das besondere Gegen-
                              stände besetzen: die eine Aura von Heiligkeit suchen. Sie bestim-
                              men das Leben der Künstler bis in die Kleider, die sie tragen, und
                              Victoria hat nicht aufgehört, Frauengewänder aus ungefärbtem
                              hellen Leinen herzustellen, die in zeremoniellen Gruppentänzen
                              getragen werden. Nichts ist synthetisch, chemisch, künstlich in
                              ihren Händen, keine Farbe bedeckt lügnerisch einen natürlichen
                              Werkstoff. Wer sich dem großen Tuch nähert, das ein Relief von
                              zwei menschlichen Umrissen trägt, riecht das kanadische Eichen-
                              laub, das in die Schnüre aus Hanf eingebunden ist, die sie formen.
                              In einer Ausstellungshalle in Perugia lagen sie so mit den Köpfen
                              zueinander wie die Grabplatte eines Zwillingspaares von Rittern
                              des Mittelalters über ihren Gebeinen. Victoria Zidaru selbst erin-
                              nert gern an das Leichentuch Christi in der Kathedrale von Turin,
                              das die Abdrücke des Gekreuzigten zeigt und bis heute viele Fra-
                              gen ohne Antworten lässt.
                              Die Künstlerin reflektiert mit ihren Installationen und Aufführun-
                              gen, die ihre Videofilme zeigen, Glaubensinhalte, Erinnerungen
                              und unsagbare Neigungen zu jener Sphäre, in der sich Physis und
                              Metaphysis, die Natur und Gott begegnen. Sie ist als orthodoxe
                              Christin aufgewachsen dort aufgewachsen, wo wir in Kirchen und
                              Klöstern den Bildern ihrer Vorfahren begegnen, wo sie die Kultur
                              eines Landes, sein Kunstgewerbe befruchtet haben.





































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